Mikrocontroller vs. Mikroprozessor-Unterschiede?
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22. June 2025
Mikrocontroller vs. Mikroprozessor
Wer sich tiefer mit Elektronik und Embedded-Systemen beschäftigt, stößt früher oder später auf die Frage:
Was ist eigentlich der Unterschied zwischen einem Mikrocontroller und einem Mikroprozessor?
Obwohl beide Bausteine ähnlich klingen, unterscheiden sie sich technisch und funktional deutlich – mit Auswirkungen auf Leistung, Komplexität und Einsatzzweck.
Mikrocontroller – kompakt, effizient, spezialisiert
Ein Mikrocontroller (MCU) ist ein System-on-Chip: Er vereint Recheneinheit, Speicher und Peripherie auf einem einzigen Chip.
Typische Eigenschaften:
Integrierter Flash-Speicher (Programm), SRAM (Daten)
Eingebaute Peripherie: GPIOs, Timer, ADC, UART, I²C, SPI, PWM, Watchdog etc.
Energieeffizient, für stromsparende Daueranwendungen
Echtzeitfähig – direkte Kontrolle über Hardware
Geringe Taktfrequenzen (z. B. 8 MHz – 200 MHz)
Kein Betriebssystem nötig – läuft „bare metal“ oder mit RTOS
Beispiele:
ATmega328 (Arduino Uno)
STM32F1/F4 (Blue Pill, Nucleo etc.)
ESP8266 / ESP32 (wobei der ESP32 schon ein Grenzfall ist – siehe unten)
Typische Anwendungen:
Steuerungen, Sensorik, Messgeräte, Automatisierung, Automotive, IoT, eingebettete Systeme aller Art.
Mikroprozessor – leistungsstark, flexibel, komplex
Ein Mikroprozessor (MPU) ist primär die Recheneinheit (CPU) – ohne Speicher oder Peripherie.
Für ein funktionierendes System braucht er zusätzliche Chips: RAM, Flash, Peripherie-Controller usw.
Typische Eigenschaften:
Hohe Rechenleistung (Taktfrequenz > 1 GHz)
Externer RAM und Speicher
Ausgelegt für Multitasking und Betriebssysteme
Nicht-echtzeitfähig (in der Regel)
Komplexere Busarchitekturen (z. B. AHB, AXI)
Beispiele:
ARM Cortex-A (z. B. Raspberry Pi)
x86 (Intel, AMD in PCs und Industrieanlagen)
RISC-V-MPUs wie SiFive
Typische Anwendungen:
Smartphones, Embedded Linux-Systeme, Router, Panels, SBCs (Single Board Computer), Bildverarbeitung, rechenintensive Embedded-Anwendungen.
Wichtige technische Unterschiede im Überblick.
Mikrocontroller vs. Mikroprozessor
Merkmal | Mikrocontroller | Mikroprozessor |
---|---|---|
Speicher | Integriert (Flash, SRAM) | Extern (DRAM, eMMC, etc.) |
Peripherie | Intern (GPIO, ADC, UART…) | Extern über zusätzliche ICs |
Stromverbrauch | Sehr niedrig | Hoch |
Rechenleistung | Mittel bis niedrig | Hoch |
Betriebssystem nötig? | Nein (bare metal oder RTOS) | Ja (z. B. Linux, Android) |
Echtzeitfähigkeit | Ja | Meist nein |
Komplexität | Gering | Hoch |
Anwendungsbereich | Embedded / Steuerung | Benutzerorientierte Systeme |
Sonderfall SoC – dazwischen?
Manche Systeme wie der ESP32 oder der Raspberry Pi Zero W verschwimmen zwischen den Welten:
Der ESP32 ist technisch ein Mikrocontroller mit Dual-Core-CPU und WLAN/Bluetooth-Stack – aber bringt genug Power für einfache Betriebssysteme (FreeRTOS).
Ein System-on-Chip (SoC) wie beim Raspberry Pi kombiniert Prozessor, Grafik, Speichercontroller etc. auf einem Chip – aber bleibt ein Mikroprozessor-basiertes System.
Tipp: Entscheidend ist weniger der Name – sondern was du brauchst:
Echtzeit? → Mikrocontroller
Multitasking & Benutzeroberfläche? → Mikroprozessor / SoC
Fazit Mikrocontroller vs. Mikroprozessor
Der Unterschied zwischen Mikrocontroller und Mikroprozessor ist zentral für jedes Embedded-Projekt:
Es geht nicht nur um Leistung – sondern auch um Komplexität, Energieverbrauch und den Einsatzzweck.
Wenn du direkt mit Hardware arbeiten willst, nimm den Mikrocontroller.
Willst du ein Betriebssystem, Multitasking oder eine Benutzeroberfläche? Dann brauchst du einen Mikroprozessor.